Philologe und Rezitator


Heinrich Heine - Die Harzreise

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„Alle Menschen, gleichgeboren, sind ein adliges Geschlecht.“
„Zensur und Politik der 20ger Jahre erzwingen einen getarnten Aufruf zur Befreiung.“

Begeisterndes Bild der Freiheit in einer unfreien Zeit.
(nach Gerhard Höhn: Heine-Handbuch 1987)
Heines Originalität, …die ganz eigentümliche Mischung von zartestem Gefühl und bitterstem Hohn (K.A. Varnhagen von Ense, 1826) Notwendige Reaktion auf die fade Lauheit … unserer verwahrlosten literarischen und geselligen Zustände. (ders. 1830)

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Gesamtdauer: ca. 82 min
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Anlass und Gestaltung:
Heine wanderte – allein - im September 1824 von Göttingen über Osterode, Clausthal-Zellerfeld, Goslar zum Brocken (19. September) und stieg nach Ilsenburg ab. Sein chronologischer Wanderbericht – veröffentlicht 1826 in Reisebilder I - endet nach sechs Tagen und fünf Nächten mit einem Epilog. Tageserlebnisse und Nachterlebnisse sind einander kontra-punktisch gegenübergestellt: die Gegenwart in Natur und Gesellschaft (Tag) den Träumen von der verdrängten Vergangenheit (Nacht).
Erscheinungs- und Gemütswelt rinnen endlich zusammen im Erlebnis der Ilse. Kontrapunktisch gegenüber stehen auch Stadt und Land, Göttingen und die Natur. Nüchterner Rationalismus, spießige Gesellschaft und eine poetische Gegenwelt: begeisterndes Bild der Freiheit in einer unfreien Zeit.

Analyse und Kritik:
Heine sieht aber die Natur nicht romantisch verklärt, sondern als Quelle der Therapie von der grauen Wissenschaft und der bedrohlich erscheinenden industriellen Arbeitswelt. Zensur und Politik der 20ger Jahre erzwingen einen getarnten Aufruf zur Befreiung durch den Ritter von dem Heiligen Geist; denn : Alle Menschen, gleichgeboren, sind ein adliges Geschlecht. (Harzreise, Berg-Idylle)
Witz, Ironie und Kontrastkomik der esoterisch verschlüsselten Reiseprosa lassen das Bild einer antagonistischen, zerrissenen, unversöhnten Welt entstehen."
Nicht durch Ganzheit und Harmonie, sondern durch Fragment und Dissonanz charakterisiert Heine die Gesellschaft seiner Zeit
.
(nach Gerhard Höhn, Heine-Handbuch, 1987)


Inhalt
1. Göttingen 2. Aufbruch 3. Osterode
4. Clausthal-Zellerfeld 5. Die Bergarbeiter
6. Goslar, Tag 7. Goslar, Nacht 8. Bei Harzburg 9. Berg-Idylle
10. Hirt und Herde 11. Aufstieg zum Brocken
12. Das Brockenhaus 13. Auf der Turmwarte
14. Im Brockenhaus 15. Sonnenaufgang 16. Abstieg vom Brocken
17. Das Ilsetal 18. Der Ilsenstein 19. Die Harzreise - ein Fragment
20. Die Wahl der Schönsten: Ilse, Bode, Selke
21. Epilog

Redaktion und Lesung (gekürzter Text): Gerd Erdmann
Nordton, Kiel 2009

Bildmotive: S.1 - Der Ilsenstein im Harz: Kolorierte Aquatinta von A. Schulz
Inlaycard - Heinrich Heine: Zeichnung von Ludwig Emil Grimm 1827

Harzreise in die Zeit (Norbert Altenhofer, 1972)
Der erste Band der Reisebilder fand eine so laute und allseitige Teilnahme wie selten ein Buch. (Julian Schmidt)
Das Buch hat viel Spektakel gemacht und viel Absatz gefunden.
(Heine an K. A. Varnhagen von Ense, 24. Okt. 1826)
Die Harzreise fand zwiespältige Aufnahme in der Beurteilung der formalen Struktur sowie von des Autors Originalität, Subjektivität, Humor und Satire.

Die Wagnisse des Verfassers gehen bis zum Frevelhaften, seine Freiheiten bis zur Frechheit,…seine Willkür verschmäht auch das Gemeine nicht. (Varnhagen, 1826)

Heines Originalität in puncto Humor sei die ganz eigentümliche Mischung von zartestem Gefühl und bitterstem Hohn, die einzige Verbindung von unbarmherzigem, scharf einbohrendem, ja giftigem Witz und von einschmeichelnder Süßigkeit des Vortrags. (ders.1826) Varnhagen versteht später Heines Unarten und Ungezogenheiten…als notwendige Reaktion auf die fade Lauheit…unserer verwahrlosten literarischen und geselligen Zustände. (1830)

Heine, wie er von jetzt an – mit den Reisebildern, - auftritt, ist der Poet der neuesten Zeit. Mit ihm lebt in der Poesie eine Emancipation von dem alten Autoritätsglauben und ein neues Genre auf." (Arnold Ruge, 1838).
"Heines Reisebilder bedeuten einen Höhepunkt der europäischen Reiseliteratur
. (Gerhard Höhn: Heine-Handbuch, 1987)

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